Bundesweite Aktionswoche der Schuldnerberatung
Albtraum Miete
Bundesweite Aktionswoche: Schuldnerberatung fordert Grundrecht auf Wohnen
Vom 3. bis zum 7. Juni findet die bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung unter dem Motto ‚Albtraum Miete’ statt. Im Mittelpunkt steht das Grundrecht auf bezahlbaren Wohnraum, denn für viele Verschuldete sind die hohen Mieten ein Albtraum.
„Überhaupt erst eine Wohnung zu finden, ist für Überschuldete sehr schwierig“ erklärt Anna Tuss, Schuldnerberaterin beim Sozialdienst katholischer Frauen e.V. in Brilon. „Das hat mit der Schufa-Auskunft zu tun, die viele Vermieter fordern.“ Denn wenn in einem Eintrag bei der Wirtschaftsauskunftei Schufa für die betreffende Person auch nur geringe Schulden etwa bei einem Telekommunikationsunternehmen oder von einer Warenbestellung zu finden sind, verweigern Vermieter häufig den Abschluss des Mietvertrags. „Es darf aber keine Stigmatisierung auf Grund der Schufa-Auskunft geben“, sagt Anna Tuss und fordert, die Negativmerkmale von Auskünften für Vermieter auf Miet- und ähnliche Schulden zu beschränken.
Anna Tuss wirbt zudem für mehr Verständnis für Überschuldete. „Betroffene sind häufig mit ihrer Situation überfordert. Teilweise ist der Druck der Gläubiger so groß, dass Ratenzahlungen geleistet werden, aber dann für die Miete kein Geld mehr übrig bleibt.“ Beratungsdienste und Hilfsangebote gibt es zwar. „Sie sind den Betroffenen aber oft nicht bekannt“, sagt Anna Tuss. Die durchaus mögliche Übernahme von Mietschulden durch Jobcenter oder Sozialämter müsse beantragt werden, was den Überschuldeten aus unterschiedlichen Gründen aber häufig schwerfalle.
Zudem seien die Grenzen für die anerkennungsfähigen Kosten der Unterkunft wie Miet- und Heizkosten häufig wenig realistisch und bildeten den Wohnungsmarkt auch nicht korrekt ab, kritisiert Anna Tuss. „Die Übernahme von Mietschulden sollten so unbürokratisch wie irgend möglich organisiert werden“, sagt sie und schlägt vor, dass die Jobcenter verstärkt die Mieten direkt an die Vermieter überweisen. „Das beugt Mietschulden vor.“
Die steigenden Mieten machen auch Geringverdienern zu schaffen, sagt Anna Tuss. Sie müssen einen immer größeren Anteil ihres Verdienstes für die Unterkunft ausgeben. „Gerade für Bezieher von Grundsicherungsleistungen wird es immer schwieriger, weil Jobcenter diese Kosten nur im Rahmen ihrer Vorgaben anerkennen. Das sind sichere Wege in die Überschuldung“, so Anna Tuss.
Stichwort Aktionswoche Schuldnerberatung
Ziel der bundesweiten Aktionswoche Schuldnerberatung ist es auf die schwierige Situation von Überschuldeten hinzuweisen und auf die hohe Bedeutung der sozialen Schuldnerberatung für den Ratsuchenden als auch für die Gesellschaft aufmerksam zu machen. Zum diesjährigen Thema „Albtraum Miete“ hat die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) ein Forderungspapier unter den Stichworten „Wohnraum finden – Wohnraum erhalten – Wohnraum sichern“ verschiedenen Adressaten vorgelegt. So solle etwa der Sektor des gemeinwohlorientierten und sozialen Wohnungsbaus nach Auffassung der AG SBV erheblich gestärkt werden, damit mehr bezahlbare Mietwohnungen gebaut und dann auch erhalten werden können.